Radfahren: 5 Probleme, die ich hasse

Alpe-D'Huez,France- July 18, 2013: The Dutch cyclist Robert Gesink from Belkin Pro Cycling Team climbing the difficult road to Alpe-D'Huez, during the stage 18 of the edition 100 of Le Tour de France 2013.
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Wieder einmal zog es mich und meine Freunde am Wochenende in die hügeligen Wälder am Stadtrand hinaus. Unsere Mountainbikes hatten wir zuvor penibel auf Vordermann gebracht, die Helme waren angelegt und einer anstrengenden Fahrt über Stock und Stein stand nichts im Weg. Wir waren bereits anderthalb Stunden unterwegs und erreichten fast die Halbzeit unserer Strecke, als bei meinem Fahrrad Probleme auftauchten. Ich trat ins Leere und konnte einfach keine Kraft mehr übertragen. Beim Absteigen zeigte sich dann das ganze Dilemma: Die Kette war gerissen und verfing sich im Rahmen. Das Radfahren war für mich vorbei. Flickzeug für die sensiblen Räder hatten wir dabei, aber mit einem Riss in der Kette hatten wir nicht gerechnet. Der Rest des Tages ist schnell erzählt: Während meine Freunde den Rückweg antraten, schob ich das Fahrrad stundenlang nach Hause. Das ist ein Grund, warum ich Radfahren hasse.

Eine ambivalente Liebe zum Radfahren

Grundsätzlich ist Radfahren der ideale Sport für einen Großteil der Menschen. Enorme Anstrengung wechselt sich mit sanften Ruhephasen ab, viele Körperpartien werden angesprochen und die frische Luft saugt den Alltagsstress aus dem Kopf. Es ist einfach ein erhabenes Gefühl, ohne Problem und Sorgen durch die Landschaft zu fahren oder mit Vollgas durch Wälder zu sprinten. Doch es gibt auch die andere Seite beim Radfahren – eine Seite, die so nervtötend sein kann, dass allein schon der Blick auf das Mountainbike oder Trekkingrad zur Qual wird.

Da wäre zum Beispiel die Pflege des Bikes. Egal, ob du täglich unterwegs bist oder das Fahrrad nur einmal im Monat aus dem Keller holst: Ohne Pflege fällt das Fahrrad schneller in sich zusammen als ein Klappstuhl unter der Last eines übergewichtigen Menschen. Wird das Bike nicht geölt, wirst du beim nächsten Radfahren ein Problem mit der Federung haben. Konntest du mit dem geölten Fahrrad noch jeden Baumstamm mit Leichtigkeit überwinden, schmerzt ohne eine geschmierte Federgabel jeder Knochen deines Körpers. Und wenn Du doch vorab daran denkst, das Fahrrad ordentlich zu ölen, steht bereits das nächste Problem an – deine Beine werden von der öligen Kette verschmiert oder die neue Hose darf direkt in die Wäsche geschmissen werden. Wie ich das hasse.

Vor dem Radfahren gründlich kontrollieren

Doch allein mit Öl und gutem Willen erledigt sich die Pflege vor dem Radfahren nicht. Alle Schrauben, gerade im Bereich der Räder, sollten vor längeren Touren nachgezogen und auf Festigkeit überprüft werden. Das mag für ein Fahrrad noch flink erledigt werden können – doch mit einer vierköpfigen Familie wird die Vorbereitung auf die Radtour zu einer wahren Tortur. Die Tochter will den Sattel etwas höher haben, beim Sohn ist schon wieder ein Plattfuß zu verzeichnen und bei deiner Frau funktioniert die Vorderbremse nicht mehr richtig. So robust ein Fahrrad auch aussehen mag; am Ende löst, lockert und wackelt es an allen Ecken und Enden. Und spätestens, wenn die eigene Schaltung die Kette am nächsten Berg nicht mehr mit Schwung in das nächste Kettenblatt springen lässt, merkst du, dass du bei der Pflege der anderen Fahrräder dein eigenes vergessen hast. Das ist Grund Nummer Zwei, warum ich Radfahren hasse.

Na gut, könntest du jetzt sagen, so viel Pflege braucht ein Fahrrad nun auch nicht. Und wenn man auf dem Sattel sitzt, scheint sich die Pflege auch gelohnt zu haben. Doch so einfach ist es natürlich nicht. Radfahren kann zur Qual werden – unabhängig davon, ob das Bike gepflegt ist oder nicht. Während Wanderer und Autofahrer ohne Probleme gemütlich die Landschaft genießen, kämpft man beim Radfahren die komplette Zeit mit seinem Körper. Hier nur eine kleine Auswahl der möglichen negativen Faktoren:

  • Das Auge tränt, weil eine Fliege hineinfliegt
  • Die Knie knacken beim Treten der Pedale
  • Die Oberschenkel brennen beim Bewältigen eines Anstiegs
  • Der Helm ist viel zu warm und lässt den Schweiß noch schneller laufen
  • Die Handgelenke schmerzen trotz teurer Federgabel

Radfahren mag gesund sein und jeder superfitte Radsportler sagt dir, dass es kein Problem gibt; doch am Abend spürst du jede Faser deines Körpers, die von Wind, Wetter und der Landschaft malträtiert wurde. Und spätestens, wenn dein Mund mit kleinen Fliegen gefüllt ist, die sich in den Zahnzwischenräumen leicht wackelnd hin- und her bewegen, wünschst du dir, doch lieber den kleinen Betrag für das Fitnessstudio ausgegeben zu haben. Das körperliche Leiden ist der dritte Punkt, warum ich Radfahren hasse.

Radfahren mit einem superleichten Geldbeutel

Und dann wäre da noch das Geld. Ein Fahrrad verlangt jährlich nach einer Vielzahl von Ausgaben, die zusätzlich zum üppigen Kaufpreis bezahlt werden wollen. Das beginnt bei kleinen Investitionen, wie einer neuen Batterie für den angeschlossenen Fahrradcomputer, und endet bei einer Winterinspektion, bei der Bike-Händler fast alle Bauteile beanstanden, obwohl das Rad erst vor zwölf Monaten bei der gleichen Inspektion war. Radfahren mag auf den ersten Blick nach einer kostengünstigen Alternative zu öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem eigenen Wagen klingen, doch am Ende wird die Erwartungshaltung zu oft enttäuscht. Statt unbeschwert an den Autokolonnen vorbeizuradeln und dabei auch noch auf einen prallen Geldbeutel zu schauen, wird Radfahren nur selten ohne Probleme möglich sein. Und wenn du die eigenen Radrouten schon zu oft gesehen hast und endlich neue Landschaften entdecken willst, brauchst du doch wieder ein Auto inklusive Fahrradhalter – so viel zum Thema Unabhängigkeit ohne Probleme. Die ständigen Ausgaben für das Radfahren sind der vierte Punkt, warum ich mein Fahrrad manchmal hasse.

Abschließend folgt das letzte und entscheidende Problem für den Hass gegenüber dem heimischen Mountainbike. Der innere Schweinehund gewinnt einfach zu oft den Kampf gegen den Antrieb, Sport zu machen. Wenn nicht gerade perfektes Wetter ist, entscheidet man sich zu oft für den Verbleib auf der heimischen Couch. Der Antrieb, sich in die richtige Kleidung für das Radfahren zu werfen und alle Vorbereitungen für eine kleine Tour zu treffen, wird meist schon beim Blick aus dem Fenster vollkommen zunichte gemacht. Stattdessen suchst du nach fadenscheinigen Ausreden, widmest dich dem Sortieren von Holzdübeln oder versackst hinter dem Computer-Bildschirm. Die Argumentation gegen das Radfahren beginnt bei der aufwendigen Pflege, den körperlichen Schmerzen und endet beim investierten Geld. Doch am Ende lohnt es sich, dem Schweinehund den Staub des Hinterrads ins Gesicht zu blasen und eine kleine Radtour zu machen. So schlimm ist Radfahren gar nicht.

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