Meine Vattenfall Cyclassics 2015 – ein Erlebnisbericht von Jan Frank Fischer

Meine Vattenfall Cyclassics 2015 – ein Erlebnisbericht von Jan Frank Fischer

Ich habe mich natürlich sehr über den Startplatz gefreut. Es war nun meine 10. Teilnahme 1996 -2000 und 2011 – 2015. In diesem Jahr war eigentlich keine Teilnahme geplant, weil sich die Trainingscamps von meinem Sportstudio mit dem Haspa-Marathon und den Cyclassics überschnitten haben. Da es eh nicht um eine gute Zeit ging, sondern Just-for-Fun, habe ich mir mein altes italienisches Stahlrad und auch das Trikot von der 1996er Teilnahme geschnappt. In den hinteren Startblöcken sind langsame Fahrer, also muss man selbst viel tun. An die 1996er Tour kann ich mich noch gut erinnern: Habe trotz Radhose mit Rehledereinsatz und ordentlich Melkfett wunde Stellen gehabt und das Rehleder war danach auch hin.

Am Morgen der 20.Cyclassics habe ich das 2SKIN aus dem Starterbeutel genommen. Naja, viel hilft viel, gilt hier nicht. Zumindest konnte ich mir mit der kleinen Probenmenge nicht den Polstereinsatz wie Anno 1996 versauen. Dann die Scheuerstellen eingerieben, hm nicht fettig, wie manchmal bei Sonnencreme. Schon beim anschließenden Überstreifen der Radlerhose war vom 2SKIN nichts mehr zu spüren.

Der Rennstart aus dem letzten Block war für mich ungewohnt spät – um 9:35 Uhr ging es auf die Strecke, fast zwei Kilometer bis zum Startbogen waren zu radeln. Dann ging es durch die Hafencity – noch etwas ungeordnetes Einrollen. Zu Köhlbrandbrücke war mir das Feld zu langsam. Die Abfahrt und Aussicht konnte ich noch nicht so genießen, knapp 62 km/h zeigte der Tacho. Die Stimmung im Anstieg zur Kärntner Hütte war klasse, die vielen Zuschauer trugen einen die Steigung hinauf.

In der welligen Strecke in der Lüneburger Heide fand ich wenig Windschatten, aber hatte einen Rattenschwanz hinter mir.
Die Verpflegungsstelle ist immer so etwas wie der Halbzeitpfiff. Hier nur nicht durch einen unachtsamen Mitradler einen Sturz kassieren – also zügig links daran vorbei.

Nächste Schlüsselstelle ist ca. bei Km 70 in Lindhorst, zweimal bin ich hier schon eingebrochen und hatte die letzten 30km gelitten. Der Schnitt ist gut, eine Zeit unter 3h realistisch. Die Harburger Innenstadt wird passiert. Mit gemischten Gefühlen düse ich an der einen Verkehrsinsel vorbei, die dem Mitradler Sven letztes Jahr zum Verhängnis wurde, als Block B auf A auffuhr und ein Mitradler ihn abschoss und er mit über 45 Sachen über den Asphalt rutschte, wobei er kräftig Tapete ließ und der Anblick den Gruselbildern aus dem Fernsehen glich.

Nun kam der neue alte Teil, die Spange zur 2. Querung der Köhlbrandbrücke. Hier am Deich gab es Antifans, die uns mit “Radfahrer absteigen”-Baustellenschildern begrüßten und uns mit Daumen nach unten empfingen. Kurz darauf folgte eine Abbiegung und ich komme etwas zu weit nach rechts, wo ein freundlicher Mitbürger eine Bierflasche splitternd auf das Pavé entsorgt hatte. Das Hinterrad wird weich und dann rumpelt es. Premiere: Erster Platten in der zehnten Ausfahrt. Schlauch gewechselt und zwei spitze, grüne Scherben aus dem Hinterradmantel gepuhlt. Sicherheitshalber klebe ich noch eine Lage Tape über die Einstichstelle. So, nun mit der Minipumpe wieder Druck aufbauen. Circa zehn Minuten dauert die Reparatur. Mist, warst auch schon flotter!

Der Ausblick von der Köhlbrandbrücke ist grandios, aber die Beine – durch die Panne völlig aus dem Tritt – machen dicht. Ohne den nötigen Druck auf dem Pedal muss der Hintern viel abfedern. Nun nur keine unnötigen Fehler. Vorne bei der Feldertrennung hatte es vor zwei Jahren einen Kollegen übel in die Absperrgitter am Ballindamm gehauen. Die grandiose Kulisse um die Binnenalster und der letzte Stich – der Anstieg vom Valentinskamp. Der Bogen verkündet den letzten Kilometer, die Stimmung der frenetischen Zuschauer auf der Mö jagt einem das Adrenalin in die Adern. 47km/h zeigt der Tacho kurz vor dem Ziel. Puh, heil angekommen, klasse Wetter, überwiegend nette Mitfahrer. In den Blöcken A bis D sind mehr Egoisten. Langsam in den Ameisenhaufen am Burchardtplatz hineinrollen, Hefeweizen, Obst, Kuchen und die Medaille … Ich treffe noch Freunde, meine 3:12 mit Platten ist nicht so glanzvoll, wenn man schon 2:42 gefahren ist. Schon bald fliegen die Profis ins Ziel und etwas müffelnd mache ich mich auf den Heimweg. Ich ohrfeige mich selbst – solange die vollgeschwitzte Hose an, das gibt doch mit großer Wahrscheinlichkeit eine Entzündung am Sitzbereich.

Heute, drei Tage nach dem Cyclassics ist noch immer alles in Ordnung – muss ich ja knirschend zugeben. Irgendwie hat die 2SKIN-Werbung wohl doch recht, muss wohl doch mal bei denen im Internetshop zuschlagen.

Das war mein Erlebnis

Jan Frank Fischer

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